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Eine Taststation im Deutschen Historischen Museum - Von der Auswahl der Objekte über die Planung bis hin zur Präsentation

Workshop am 07.05. 2015, 01.06.2015 und 08.09.2015 im Deutschen Historischen Museum (DHM) mit TeilnehmerInnen aus den Bereichen Bildung und Vermittlung, Restauration und Gestaltung.

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Der dreitägige Workshop zur Gestaltung von Angeboten für blinde und sehbehinderte Museumsbesucher im DHM war der erste in einer Reihe von Workshops, bei denen nicht allgemeine Sensibilisierung sondern die umfänglich gedachte Bearbeitung eines komplexen Themas im Mittelpunkt standen. Am ersten Tag wurden zunächst die inhaltlichen Schwerpunkte abgesteckt und die realen Möglichkeiten ihrer Umsetzung und Konzeptionierung im Museumsalltag diskutiert. Bereits hier zeigte sich deutlich die thematische Eigendynamik eines Lehr- und Lernprozesses, der für die teilnehmenden MitarbeiterInnen aus den unterschiedlichen Abteilungen des DHM weitgehend "Neuland" war. Diskursive Trennungslinien verliefen nicht nur zwischen den blinden und sehbehinderten Gästen auf der einen und den MuseumsmitarbeiterInnen auf der anderen Seite, sondern sie wurden auch und vor allem zwischen den unterschiedlichen Abteilungen innerhalb des Museumsbetriebes sichtbar. Wünsche nach mehr Möglichkeiten zum unmittelbaren Erfahren von Exponaten durch Tasten und einer dadurch erreichten größeren Nähe zu den Besuchern trafen beispielsweise auf Interessen in punkto Erhaltung von Objekten und Erfahrungen mit der stofflichen Beschaffenheit von Objekten. Für die externen Gäste war erhellend und neu, wie empfindliche historische Objekte auf moderne Umwelteinflüsse reagieren und dass manche Objekte aus hygienischen Gründen dem unmittelbaren Zugriff des Besuchers besser entzogen bleiben. Diesem sehr aufschlussreichen und bei aller Unterschiedlichkeit stets um Annäherung der Standpunkte bemühten Gedankenaustausch schlossen sich Referate und Übungen an. So ein gemeinsamer Rundgang durch die Dauerausstellung des DHM ebenso wie der gemeinsame Versuch einer Bildbeschreibung vor dem Portrait des französischen Königs Ludwig des Vierzehnten.

Der zweite Tag begann mit einer ausführlichen Rekapitulation des bis dahin Erarbeiteten, um die am ersten Tag gewonnen Ansätze sodann in Arbeitsgruppen zu vertiefen. Dazu teilten sich die TeilnehmerInnen in drei Gruppen auf, die jeweils einen unterschiedlichen Ausstellungsbereich aufsuchten und diesen auf die Möglichkeit einer besser erfahrbaren Ausgestaltung für blinde und sehbehinderte Besucher hin überprüfen sollten. Die Ergebnisse wurden in den Gruppen ausgewertet und erste Überlegungen zu einer inklusiven Optimierung im Plenum vorgestellt.

Obwohl nicht weniger als drei Monate zwischen dem zweiten und dem letzten Tag des Workshops ins "Museumsland" gegangen waren, knüpfte auch dieser Tag nahtlos an das bisherige Programm an. Nicht unwesentlich trug dazu ein Vortrag zu den bei der barrierefreien Ausstellungsgestaltung zu beachtenden Vorschriften und DIN Normen. Diesem Vortrag folgte eine kurze Aussprache und dann ein wirklicher Höhepunkt des Tages der gemeinsame Rundgang durch die Ausstellung "Alltag Einheit", mit der das DHM erstmals eine umfassend inklusiv ausgestaltete Präsentation erprobte. Von kontrastreicher Beschriftung und verschiedenen Tastmöglichkeiten über Texte in leichter Sprache bis hin zu Videoeinspielungen in Gebärdensprache eröffnete diese Ausstellung die Möglichkeit umfassender Teilhabe. Da waren die "Macher" natürlich gespannt auf das Urteil der hier anwesenden Betroffenen und das fiel durchweg begeistert aus. Bei der sich anschließenden Auswertungs- und Diskussionsrunde wiesen die Museumsvertreter allerdings sehr nachdrücklich darauf hin, um wie vieles schwieriger eine auch nur annähernd vergleichbare inklusive Ausgestaltung der fest eingerichteten Dauerausstellung zu realisieren sei. Wiederum teilten sich die TeilnehmerInnen in drei Arbeitsgruppen auf, um an drei exemplarischen Ausstellungsschwerpunkten die vorhandenen inklusiven Möglichkeiten zu diskutieren und auf ihre "Machbarkeit" hin zu prüfen. Nach der "Ortsbegehung" bereiteten die einzelnen Arbeitsgruppen die Präsentation ihrer jeweiligen Arbeitsergebnisse vor, bevor man sich dann wieder im Plenum zusammenfand, wo die Vorschläge ausführlich diskutiert wurden.

Mit dem Plenum schlossen Tag und Workshop. Am Ende nutzten die Museumsvertreter auch noch einmal die Gelegenheit, die hier gewonnen Eindrücke und erworbenen Erkenntnisse zusammenzufassen und mit der programmatischen Absicht ihrer Umsetzung zu verbinden.
 

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Blinde Personen ertasten Ausstellungs-Stücke

Wo hat dieser Workshop stattgefunden?

Der Workshop hat im Deutschen Historischen Museum in Berlin
stattgefunden und hat an 3 verschiedenen Tagen stattgefunden:
7. Mai, 1. Juni und 8. September 2015.

Wer hat bei diesem Workshop teilgenommen?

Am Workshop haben Personen teilgenommen,
die im Deutschen Historischen Museum arbeiten.
Diese Personen haben bei Ihrer Arbeit unterschiedliche Aufgaben:

  • Mitarbeiterin oder Mitarbeiter aus den Bildungs-Angeboten
    zum Beispiel für Schulklassen
  • Führerin oder Führer durch die Ausstellung
  • Mitarbeiterin oder Mitarbeiter aus der Abteilung des Museums,
    wo Ausstellungs-Stücke repariert und hergerichtet werden
  • Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter,
    die Ausstellungen im Deutschen Historischen Museum planen

Außerdem haben Blinde und Personen mit Sehbehinderung 
teilgenommen, die gerne Ausstellungen in Museen besuchen.

Wie ist dieser Workshop abgelaufen?

Am 1. Tag des Workshops haben alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer
zusammen überlegt:
Welche Angebote muss es im Museum allgemein geben,
damit Blinde und Personen mit Sehbehinderung das Museum
besuchen können?

Dabei ist klar geworden,
dass es sehr unterschiedliche Meinungen zu dieser Frage gibt.
Und, dass die verschiedenen Abteilungen im Museum
unterschiedliche Möglichkeitenhaben.
Wenn sie die Barrierefreiheit ihrer Ausstellungen verbessern möchten.
Für Blinde und Personen mit Sehbehinderung ist es gut,
wenn sie Ausstellungs-Stücke mit den Fingern ertasten können.
So können sie sich diese Ausstellungs-Stücke besser vorstellen,
als wenn diese nur mit Worten beschrieben werden.
Einige Ausstellungs-Stücke soll man nicht anfassen,
weil sie ungesunde Stoffe aus früherer Zeit enthalten.
Aber viele Ausstellungs-Stücke darf man gar nicht anfassen,
weil sie leicht kaputt gehen.
Das gilt besonders für sehr alte Ausstellungs-Stücke,
die zum Beispiel vor zu viel Luft-Feuchtigkeit geschützt werden müssen.

Am 2. Tag desWorkshops haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
verschiedene Ausstellungs-Bereiche des Museums
besucht.
Dafür haben sie verschiedene Arbeits-Gruppen gebildet.
Sie haben überprüft,
wie gut diese Ausstellungs-Bereiche für Blinde und
Personen mit Sehbehinderung nutzbar sind.
Dabei haben sie Verbesserungs-Vorschläge gesammelt.
Diese Verbesserungs-Vorschläge haben sie dann später
den Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus den anderen
Arbeits-Gruppen berichtet.

Am 3. Tag des Workshops haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
mit einem Vortrag die Regeln für die barrierefreie Ausstellungs-
Gestaltung kennengelernt.
Diese Regeln sind in ganz Deutschland gültig.
Danach haben alle die Sonder-Ausstellung „Alltag Einheit“ besucht.
In dieser Sonder-Ausstellung haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
des Deutschen Historischen Museum die Regeln für barrierefreie
Ausstellungen besonders gut beachtet.
Zum Beispiel war der Weg sehr gut markiert,
damit Blinde sich gut in der Ausstellung zurecht finden.
Es gab dort viele Tast-Stationen, wo alle Besucherinnen und
Besucher die Ausstellungs-Stücke in die Hand nehmen durften.
Und sogar Stationen mit typischen Gerüchen
aus dem unterschiedlichen Lebens-Alltag
in den verschiedenen Teilen Deutschlands.

Was war das Ergebnis diesesWorkshops?

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben gelernt,
welche Angebote im Museum Blinden und Personen
mit Sehbehinderung bei ihrem Besuch unterstützen.
Und welche Regeln Museen dafür einhalten sollen.
Mit der Sonder-Ausstellung „Alltag Einheit“
haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein gutes Beispiel
für eine barrierefreie Ausstellung kennengelernt.

MP3

Audiodatei zum Text - MP3 (5919 kB)

Audiodatei zum Original-Ton Workshop - MP3 (4509 kB)

Original-Ton: Moderator und Teilnehmer sprechen über die Vorteile multisensorialer Erfahrbarkeit und die Verwandlung von Alltagsgegenständen in museale Objekte.

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PDF

Transkription zur Audiodatei Original-Ton PDF (181 kB)

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Fotos


Fotos von Sandra Merseburger:

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