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Das Projekt Neue Perspektiven gewinnen! stellt sich vor


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"What could be more intellectually engaging than imagining another's world?"

Amanda Cachia: Ausstellungskatalog   What can a body do? Cantor Fitzgerald Gallery / Pennsylvania, Oktober 2012


Im Jahr 2009 ist in Deutschland die Übereinkunft der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen in Kraft getreten. Spätestens seitdem genießt das Thema Inklusion große Prominenz. Entsprechend hat sich auch das Bemühen der Museen und Ausstellungsorte in Berlin zur Verbesserung der Angebote und Zugänglichkeit für Menschen mit Behinderungen im Vergleich zu früheren Jahren deutlich gesteigert. Nicht immer sind jedoch die Ergebnisse zufriedenstellend – weder für die Museen noch für die Besucher. Vor dem Hintergrund knapper Budgets und Personallagen müssen Museen mit dem Thema Barrierefreiheit vielfach Neuland betreten. Wie auch an anderen gesellschaftlichen Orten existieren mitunter Berührungsängste, und oft fehlt der Zugang zu Betroffenen sowie kommunikative Erfahrung und Wissen im Umgang mit denselben.

Hinzu kommt, dass - strukturell bedingt - jedes Haus sein eigenes Konzept zur Verwirklichung von Barrierefreiheit verfolgt, so dass das gemeinsame Lernen (und Scheitern!), die Entstehung von Synergien und gemeinsam nutzbarer best practice nicht vordringlich verfolgt werden.

Mit dem Projekt Neue Perspektiven gewinnen! reagiert Förderband e.V. auf diesen aktuellen Stand. Gleichzeitig kann der Verein auf seine eigene langjährige Arbeit im Themenfeld der Barrierefreiheit in der Kultur und als Experte in Sachen Vernetzung aufbauen. 

In Zusammenarbeit mit verschiedenen Museen in Berlin führt Förderband e.V. eine Serie inklusiv und museumsfachlich orientierter Workshops durch, die sich auf die Themen der Präsentation und Vermittlung von Kunst und Kultur für Menschen mit Einschränkungen der Sinne (insbesondere des Hörens und Sehens) und der kognitiven Fähigkeiten beziehen. Zielgruppen der Workshops sind sowohl Museumsplaner, -macher, -vermittler und Vorderhauspersonal als auch interessierte Besucher. Entscheidend ist, dass Menschen mit und ohne Handicap gleichermaßen als Teilnehmer, Referenten und Moderatoren vertreten sein können und sollen. Insbesondere ist dem Projekt wichtig, dass Menschen mit den genannten Handicaps als Experten in eigener Sache auftreten und den Museumsmachern ihre Welt und Wahrnehmung nahebringen.


Warum Workshops?


Die Werkstatt bietet eine Gelegenheit, den Dialog miteinander und das Lernen mit- und voneinander auf spielerische und experimentelle Weise voranzutreiben. Begegnungen und Beziehungen können angebahnt werden, die das Verständnis für die unterschiedlichen Wahrnehmungswelten vor dem Hintergrund der Gegebenheiten des Museums- und Kulturbetriebs durch gemeinsame Lernerlebnisse befördern.

Inhaltliche Schwerpunkte werden ausgehend von den jeweils unterschiedlichen Sammlungsinhalten und je nach Stand und den Interessenslagen der beteiligten Häuser zusammen mit den musealen Partnern entwickelt. Das Spektrum der Themen kann sehr unterschiedlich sein: Basics der Sensibilisierung (Wie führe ich einen Blinden? Wie spreche ich einen Lernbehinderten an?) können ebenso eine Rolle spielen wie spezielle Problemstellungen, die etwa bei der Auswahl und Konzeption von Tastmodellen auftreten, bis hin zu interaktiven Vermittlungskonzepten oder auch der für die Museen sehr wichtigen Frage, wie sie die unterschiedlichen Besucher besser erreichen können.

Die Ergebnisse werden fortlaufend dokumentiert und in einer gemeinsamen Abschlusskonferenz mit Werkschau zusammengeführt und öffentlich sichtbar gemacht.


Was möchte das Projekt erreichen?


Hintergrund der Idee ist der Wunsch, den Gedanken der Inklusion besser zu verankern, Museumsleute zu sensibilisieren und zu inspirieren und Kulturangebote in Museen dadurch interessanter zu machen. Außerdem sollen Kennenlernen und Begegnung zwischen Menschen mit und ohne Handicap praktisch befördert werden.
Konkret heißt das:

  • Sensibilisieren für unterschiedliche Bedürfnisse
  • Fachlich weiterkommen, spielerisch experimentieren und voneinander dazu lernen
  • das Netzwerk mit Betroffenen und untereinander stärken
  • praktisches Kennenlernen von Menschen mit und ohne Behinderungen befördern

 Das Projekt wird gefördert durch die Aktion Mensch e.V. und entsteht in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung.

 
Wer ist der Projektträger Förderband e.V. - Kulturinitiative Berlin?


Förderband e.V. wurde im November 1989 als gemeinnütziger Verein in Berlin gegründet und ist ein Zusammenschluss von Freunden und Förderern der Kunst, Kultur und der kulturellen Bildung. FÖRDERBAND vertritt einen weiten Kulturbegriff, der Theater, Musik und Bildende Kunst ebenso einschließt wie alle Formen der Alltagskultur.

Ziele des Vereins sind die Entwicklung, Förderung, Vernetzung und Umsetzung künstlerischer, kultureller und sozialer Vorhaben und Ideen aller Art, die ökologisch, sozialverträglich, mildtätig, demokratisch und im Idealfall innovativ sind.

Dabei geht es auch um die Verbesserung der kulturellen Teilhabe und der Lebensqualität von Menschen mit Behinderung und von Menschen mit sozialen Schwierigkeiten.



Ausgewiesene Projekte auf diesem Gebiet sind:
Standhafte Segeltürme – ein Kunstprojekt des Künstlers Berbo Thierfelder in Zusammenarbeit mit dem Förderzentrum Hören der Margarethe-von-Witzleben-Schule (2007),

Seit 2008 kontinuierliche Unterstützung der Arbeit von Sonnenuhr e.V. (Theater- und Kunstprojekte mit Menschen mit Lernschwierigkeiten: Gruppe Calibani, Circus Sonnenstich),

Durchführung des integrativen Kunstprojekts „Frequenz 10“ von tanzApartment im Rahmen der „Galerie unter Berlin“ (2010), unterstützt von der Aktion Mensch

Verschiedene Tanzprojekte im Rahmen von "Chance Tanz" mit Beteiligung der Margarethe-von-Witzleben-Schule, der Adolf-Eschke-Schule und von Sinneswandel e.V. (2014/15),

Und das Projekt Berlin für Blinde, einen akustischen Reiseführer für Blinde und Sehbehinderte, der seit 2006 unter der Schirmherrschaft des ehemaligen Bundestagsvizepräsidenten Dr. Wolfgang Thierse und mit Unterstützung der Stiftung Aktion Mensch entwickelt und im Jahr 2008 als Daisy-CD mit taktilen Karten veröffentlicht wurde. Die Weiterentwicklung zum Reiseportal Berlin für Blinde (www.berlinfuerblinde.de) erhielt 2010 den International Jodi     Awards für barrierefreie digitale Kulturinformationen und ist Preisträger des bundesweiten Wettbewerbs Ausgezeichneter Ort im Land der Ideen 2013/14.


Weitere Informationen über das Selbstverständnis des Vereins, aktuelle Kooperationspartner und Projekte finden Sie unter:www.foerderband.org