Inhalt

Führen für Blinde und Sehbehinderte - Einführung und praktische Übungen

Linkliste zu Informationen auf dieser Seite


Am 15.10.2015 trafen sich TeilnehmerInnen aus den Arbeitsbereichen Museumsführung, Schlossleitung und Öffentlichkeitsarbeit im Schloss Charlottenburg zu einer Einführung in die Kunst des Führens für blinde und sehbehinderte BesucherInnen

Emanuele Valeriano, selbst Führer in verschiedenen Berliner Museen und sein blinder Kollege Jonas Hauer, seines Zeichens Musiker und auch als Museumsführer im Jüdischen Museum tätig, werteten zunächst Erfahrungen der versammelten Teilnehmenden mit dieser Besucherzielgruppe aus. Danach erläuterten sie wesentliche Grundprinzipien, die beachtet werden müssen. So spielen die akustischen Besonderheiten von Räumen (Hall, Nebengeräusche, Raumklang) sowohl bei der Einführung der Gruppe als auch beim Führungserlebnis eine besondere Rolle: Kann man sich in einem Raum akustisch orientieren, ist die Akustik so, dass alles verstanden wird oder behindern Lärmquellen? Andererseits ist die Frage, was wie erlebt werden kann und wie sich das durch den Guide organisieren lässt: Welche Möglichkeiten gibt es, taktil erfassbare Originale oder Repliken zu erschließen oder mitzubringen? Welche Objekte sind überhaupt günstig für eine solche Besucherzielgruppe? Und wieviel Zeit muss man einplanen, wenn mehrere Menschen nacheinander tasten?

Emanuele Valeriano erläuterte anhand praktischer Beispiele aus Kunstausstellungen moderner Werke, mit welchen ganz anderen Mitteln (so beispielsweise Materialien bis hin zum Anfassen von Flüssigkeiten) auch abstrakte Kunstwerke in ein sinnlich tastbares Erlebnis übersetzt werden können. Jonas Hauer berichtete von seinen Erfahrungen bei der Architekturführung im JM und zeigte Beispiele für taktile Pläne und verschiedene Möglichkeiten mit einfachen und billigen Mitteln, Grundrisse oder andere Raumobjekte herzustellen, die Orientierung vermitteln können. Grundsätzlich ermunterten beide Referenten möglichst unterschiedliche und ungewöhnliche Zugänge zu suchen, um näher an die Objekte heranzukommen.

Im zweiten Teil des WS suchte die Gruppe den Neuen Flügel auf, um im Austausch mit den beiden Guides, geeignete Objekte auszusuchen, die Art der Beschreibung zu testen, und nach Möglichkeiten für Tastbares und die Raumorientierung zu suchen. Insbesondere die Anleitung von Jonas Hauer führte zu einer Schärfung und Aufwertung der akustischen Raumerfahrung und zu mehr Genauigkeit bei der Platzierung vor Objekten oder der Strukturierung von Raumverortungen. Durch Mitnahme kleiner Musterkoffer mit typischen Materialproben oder Gegenständen ließe sich auch das Problem eines Mangels an Tastobjekten im denkmalsgeschützten Schlossraum angehen. 

Text in Leichter Sprache

Blinde und Personen mit Sehbehinderung führen
durch das Schloss Charlottenburg?

Wer hat bei diesem Workshop teilgenommen?
An dem Workshop haben teilgenommen:
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Abteilungen
Museums-Führung, Öffentlichkeits-Arbeit und Museums-Leitung.

Wer hat den Workshop geleitet?

Emanuele Valariano und Jonas Hauer haben den Workshop geleitet.
Emanuele Valeriano arbeitet als Museums-Führer in verschiedenen Museen in Berlin.
Sein Kollege Jonas Hauer ist selbst blind und
arbeitet als Museums-Führer im Jüdischen Museum in Berlin.
Außerdem ist er noch Musiker.

 Wie ist der Workshop abgelaufen?

Zuerst haben die Anleiter die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gefragt:
Welche Erfahrungen haben Sie bisher im Museum mit Blinden und
Personen mit Sehbehinderung gemacht? 

Die Anleiter haben dann wichtige Regeln genannt,
die man bei Museums-Führungen beachten muss
für Blinde und Personen mit Sehbehinderung.
Dabei sind zum Beispiel diese Fragen wichtig:

  • Wie klingt der Raum, in dem man gerade ist?
    Hört man dort Stimmen oder Geräusche sehr laut
    oder eher gedämpft?
  • Gibt es störende Geräusche?
  • Dürfen Blinde und Personen mit Sehbehinderung
    im Museum Ausstellungs-Stücke anfassen und ertasten,
    damit sie diese besser verstehen?
  • Welche Ausstellungs-Stücke und Gegenstände sind dafür überhaupt gut geeignet?
  • Wie viel Zeit muss man bei der Museums-Führung einplanen,
    wenn mehrere Personen nacheinander Ausstellungs-Stücke anfassen und ertasten?

Emanuele Valeriano hat als nächstes berichtet,
wie man abstrakte Kunst für die Zielgruppe Blinde
und Personen mit Sehbehinderungen beschreiben und übersetzen kann.
Abstrakte Kunst nennt man Kunst-Werke,
bei denen man nicht gleich beschreiben kann,
was sie darstellen.
Hier hat Emanuele Valeriano Beispiele gezeigt,
wie man mit verschiedenen Materialien spannende Eindrücke
für diese Personen möglich machen kann.
Zum Beispiel mit Tast-Modellen oder Düften,
die gut zu dem Kunst-Werk passen.

Jonas Hauer hat den Teilnehmerinnen und Teilnehmern gezeigt,
wie man einfach und mit wenig Geld Hilfen herstellen kann
für Blinde und Personen mit Sehbehinderung.
Zum Beispiel Modelle von den Räumen des Museums,
damit sie sich diese besser vorstellen können.
Das ist zum Beispiel im Schloss Charlottenburg wichtig,
weil wegen des Denkmal-Schutzes nichts angefasst werden darf. 

Im 2. Teil des Workshops haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
im Museum Ausstellungs-Stücke ausgesucht.
Mit diesen Ausstellungs-Stücken haben sie dann geübt,
wie man Kunst für Blinde und Personen mit Sehbehinderung beschreiben kann.
Und sie haben untersucht,
wie sich Personen aus dieser Zielgruppe
über das Hören in den Räumen des Museums zurechtfinden.
Durch die Anleitung von Jonas Hauer haben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
bei den Raum-Beschreibungen schnell verbessert.

Welches Ergebnis hatte dieser Workshop?

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben gelernt,
wie man Ausstellungs-Stücke und Wege im Museum für Blinde
und Personen mit Sehbehinderung beschreibt.
Und welche Tast-Modelle Personen aus dieser Zielgruppe helfen,
damit sie sich in den Räumen des Museums zurecht finden.

MP3

Audiodatei zum Text - MP3 (3237 kB)

Audiodatei zum Original-Ton Workshop - MP3 (7567 kB)

Original-Ton: Teilnehmerin beschreibt Raum und macht Angaben zur Orientierung. Blinder Moderator gibt Anregungen für weitere Raumverortungen, die Verwendung von taktilen Materialien und die Verwendung von Raumplänen.

nach oben

PDF

Transkription zur Audiodatei Original-Ton PDF (68 kB)

nach oben

Fotos

nach oben