Wege und Objekte - Wie Orientierung ohne Sehvermögen funktioniert. Was gute Beschreibungen leisten müssen.
Am 15.09.2015 wurde der Themenschwerpunkt Blinde und Sehbehinderte im Schloss Sanssouci, mit dem Projekt Berlin für Blinde und der blinden Moderatorin Silja Korn sowie interessierten TeilnehmerInnen aus den Bereichen Marketing, Schlossleitung und Besucherservice fortgesetzt.
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Der Workshop begann in der sogenannten Museumswerkstatt innerhalb des Areals des Schloss Sanssouci. Hier wurden - nach einer kurzen Vorstellungsrunde aller Anwesenden - zunächst einmal die Voraussetzungen für eine sinnvolle sprachliche Orientierungshilfe erläutert. Dazu hatten die Referenten drei Voraussetzungen formuliert: Zum ersten genaues Hinschauen, zum zweiten die notwendige Trennung von für die Orientierung Wesentlichem von Unwesentlichem und schließlich das sich Einstellen auf das besondere Weltwissen von Menschen mit Seheinschränkung, das sich von dem Sehender sehr deutlich unterscheiden kann.
Diese drei Grundsätze wurden anhand praktischer Beispiele erläutert. Dazu diente für den Bereich "Objektbeschreibung" die gemeinsame Diskussion einer zuvor projizierten Bildbeschreibung ebenso wie eine praktische Tastübung, bei der die TeilnehmerInnen mit Augenmasken versehen einen unbekannten Gegenstand zunächst ertasten und am Ende der Übung anhand gezeigter Objekte wiedererkennen sollten. Für den Bereich "Wegbeschreibungen" gaben die Referenten eine Einführung, bei der auf die besondere Bedeutung von beweglichen und unbeweglichen Orientierungsmarken, sowie von Materialbeschaffenheit und Klangbild für die Bewältigung einer Wegstrecke hingewiesen wurde. Auch welche große Bedeutung der rechte Winkel als physiognomisch leicht nachvollziehbarer Richtungsweiser im "Navigationssystem' von Blinden und Sehbehinderten zukommt, konnten die TeilnehmerInnen dabei erfahren.
Nachdem so Grundlagen für die Erarbeitung von Objekt- und Wegbeschreibungen gelegt worden waren, begaben sich die TeilnehmerInnen zur praktischen Anwendung hinüber in den Schlosspark Sanssouci. Hier galt es den Weg zur Bildergalerie entsprechend der gerade erworbenen Grundkenntnisse zu beschreiben und Betroffene zu führen. In der Bildergalerie stand dann erneut die "Objektbeschreibung", hier vornehmlich als "Bildbeschreibung" im Vordergrund der Übungen. Vom wesentlichen Gesamteindruck zum Detail lautete hier der Grundansatz der Vermittlung. TeilnehmerInnen und sehbehinderte ModeratorInnen erforschten ein Portraitbild gemeinsam in dialogischer Form. Dabei fiel den sehenden TeilnehmerInnen besonders auf, dass durch die Beschreibung für die sehbehinderte Zielgruppe auch ihnen mehr und andere Details sichtbar wurden als sie sonst wahrgenommen hätten.
Den Schlusspunkt des Workshops setzte dann noch ein kurzer "Abstecher" in das Besucherzentrum der Schlossanlage, in dem die TeilnehmerInnen die akustischen Möglichkeiten der Raumerfassung und Orientierung im geschlossenen Raum handgreiflich erfahren konnten.
Text in Leichter Sprache
Wege und Gegenstände für blinde Personen
beschreiben im Schloss Sanssouci
Wo hat dieser Workshop stattgefunden?
Der Workshop hat am 15. September 2015 im Schloss Sanssouci
in Potsdam stattgefunden.
Wer hat bei diesem Workshop teilgenommen?
Am Workshop haben Personen teilgenommen,
die im Schloss Sanssouci arbeiten.
Diese Personen haben bei Ihrer Arbeit unterschiedliche Aufgaben:
- Werbung für die Ausstellungs-Angebote
- Schloss-Leitung
- Besucher-Service
Die Anleiterin und der Anleiter bei diesem Workshop sind
Frau Imke Baumann und Herr Michael Baumeister gewesen.
Sie arbeiten im Verein Förderband e.V. beim Projekt Berlin
für Blinde mit.
Das ist eine Internet-Seite mit Tipps für einen Stadt-Besuch in Berlin
für Blinde und Personen mit Sehbehinderung.
Außerdem hat Frau Silja Korn als Expertin für Barrierefreiheit
in Museen teilgenommen.
Sie ist von Beruf Erzieherin und selbst blind.
Wie ist dieser Workshop abgelaufen?
Am Anfang des Workshops haben die Anleiterinnen
3 Regeln vorgestellt.
Diese Regeln soll man beachten,
wenn man einer blinden Person etwas beschreiben möchte:
- Man soll selbst genau hinsehen.
- Man soll Einzelheiten weglassen,
die für das Verständnis unwichtig sind. - Man soll überlegen, was für eine blinde Person
in ihrem Lebens-Alltag wirklich wichtig ist.
Das sind oft ganz andere Dinge als im Lebens-Alltag
von sehenden Personen.
Zu diesen 3 Regeln haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
dann verschiedene Übungen gemacht.
Zuerst hat die Hälfte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer
Augen-Masken aufgesetzt.
Zuerst ist ein Gegenstand mit Worten beschrieben worden.
Dann mussten die Personen mit Augen-Masken
diesen Gegenstand ertasten.
Und aus einer Reihe von ähnlichen Gegenständen heraussuchen.
Dann haben die Anleiterinnen erklärt,
wie man einer blinden Person am besten einen Weg beschreibt.
In Gebäuden kann man dabei zum Beispiel
auf unterschiedliche Boden-Beläge hinweisen.
Diese können blinde Personen unter ihren Füßen spüren
und auch hören.
Die Schritte klingen nämlich auf einem Holz-Boden
anders als auf einem Teppich-Boden.
Die Übung zur Wegbeschreibung ging dann draußen
im Schloss-Park weiter.
In der Bilder-Galerie haben alle dann gemeinsam ein Bild beschrieben.
Dabei gilt die Regel:
Zuerst beschreibt man den Gesamteindruck und dann
erst beschreibt man Einzelheiten, die auf dem Bild zu sehen sind.
Dabei haben manche sehenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer
Einzelheiten auf dem Bild entdeckt, die sie vorher übersehen hatten.
Was war das Ergebnis dieses Workshops?
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben gelernt,
wie man am besten Wege und Gegenstände für Blinde und
Personen mit Sehbehinderung beschreibt.
MP3
Audiodatei zum Text - MP3 (4353 kB)
Audiodatei zum Original-Ton Workshop - MP3 (12774 kB)
Original-Ton: Teilnehmer beschreiben ein Portraitgemälde in der Bildergalerie. Die blinde Moderatorin stellt Fragen.
Transkription zur Audiodatei Original-Ton PDF (194 kB)
Transkription zum Video Original-Ton Workshop im Schloss Sanssouci PDF (177 kB)
Fotos
Video
Videosequenz aus dem Workshop im Schloss Sanssouci am 15.9.2015
Sie können das Video hier auch herunterladen (14 MB)
Tastaturbedienung
p = play, s = stop, v = 5 Sekunden vor, z = 5 Sekunden zurück, 1 = lauter, 2 = leiser
Videosequenz aus dem Workshop: Teilnehmerin beschreibt der blinden Moderatorin ein Wegstück und die Moderatorin testet diese erfolgreich.