Besondere Zielgruppen erreichen - Fachaustausch mit KollegInnen und ExpertInnen zum Thema Öffentlichkeitsarbeit, Marketing und barrierefreie Kommunikation im Deutschen Technikmuseum am 10.03.2016
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Der Workshop startete sogleich mit einer praktischen Übung, die von einem der geladenen Alltagsexperten, einem Prüfer für Leichte Sprache von der Lebenshilfe gGmbH kritisch begleitet wurde. Unter dem Motto „Schwere Sprache leicht gemacht“ wurden zwei längere Sätze aus einer Pressemeldung des Deutschen Technikmuseums von den Anwesenden gemeinsam in eine dem Sinn entsprechende Liste kurzer Sätze umgewandelt. Dabei gab es vielfältige Gelegenheit einige Grundregeln der „Leichten Sprache“ zu erörtern und miteinander in ein erstes Gespräch zu kommen. Nach einer sich anschließenden kurzen Vorstellungsrunde gab Frau Dr. Zugaro einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen zum Thema Barrierefreiheit im Deutschen Technikmuseum. Ihr besonderer Hinweis galt der Infothek mit Tastmöglichkeiten, die ursprünglich als Entrée für Blinde und Sehbehinderte eingerichtet wurde, inzwischen aber gern von allen Besuchern genutzt wird. Auch die Internet-Seiten und Flyer des Museums sind so barrierefrei wie möglich - vor drei Jahren wurde extra ein neues Corporate Design mit bestimmten Schriftgrößen und -typen erstellt. Weiter wurde ein Leitfaden zur Barrierefreiheit im Museum entwickelt. In verschiedenen Abteilungen des Museums wurden und werden Tastmodelle eingerichtet.
Die erste Referentin, Lilian Masuhr von Sozialhelden e.V., stellte zunächst verschiedene Projekte ihrer Organisation vor und sensibilisierte dann für eine Änderung des Blicks auf Menschen mit Behinderungen durch die Verwendung anderer Bilder und Texte in der Öffentlichkeitsarbeit. Ein sehr prominentes Projekt der Sozialhelden e.V. ist die wheel map: Orte des öffentlichen Interesses können auf einer Website im Internet mit verschiedenen Farben danach beurteilt werden, ob sie rollstuhlgerecht sind. Einrichtungen in 6 000 Orten weltweit sind im Rahmen dieses Projekts bereits erfasst. Ein weiteres Projekt – Leidmedien.de – gibt Tipps an Journalisten, wie sie nicht diskriminierend, auf Augenhöhe über Menschen mit Behinderung berichten sollten. Es wurde an erfolgreiche behinderte Künstler in verschiedenen Ländern der Erde erinnert. Anschließend diskutierten die Teilnehmenden – unter ihnen auch VertreterInnen des Berliner Blindenvereins und des Vereins Die Visionäre e.V. über das Gehörte und die vorherige Erfahrung mit der Übersetzungsübung. Unter anderem wurde auf zwei Extreme in der Museumslandschaft eingegangen: entweder sind die Erklärungen innerhalb des Museums ganz wissenschaftlich oder sie sind supereinfach, wobei letzteres als Verarmung empfunden werden kann: Es gäbe immer komplexe Sachverhalte, die man nicht „herunterbrechen“ könne.
Besonders bedeutungsvoll für ein Voranbringen von Veränderungen in den Museen in Richtung Barrierefreiheit sei jeweils die Unterstützung der Museumsleitungen.
Ursula Voßwinkel von „Konzept barrierefrei“ sprach über Marketingstrategien für besondere Zielgruppen. Aufgrund des demografischen Wandels ist ein erfolgreiches Museumsmarketing künftig ohne Barrierefreiheit, also Verbesserungen der Zugänglichkeit für verschiedene Handicaps, nicht denkbar! Von daher gäbe es hier ein vitales wirtschaftliches Interesse der Museen. Wo ein gewisser Druck da ist - wie z.B. beim öffentlichen Nahverkehr, der in Berlin bis zum Jahre 2022 barrierefrei sein muss - passiert auch viel. Zentral für eine gezielte Ansprache von Zielgruppen seien gut sortierte informationsreiche Datenbanken (das „Gedächtnis“ des Museums“), über die beispielsweise Mailings gesteuert werden könnten. Als Software wären CRM-Systeme von Vorteil.
Abschließend sprach die Social Media Managerin und Moderatorin, Ninia Binias, über Soziale Medien und Menschen mit Behinderungen. Sie ging auf verschiedene soziale Netzwerke ein, die gern von Menschen mit Behinderung genutzt werden und mit denen Museen gut diesen Kreis von Menschen erreichen könnten. Beispielsweise könne man mit einer Fanpage auf Facebook bestens Veranstaltungen bewerben. Auch Twitter (bis zu 140 Zeichen) sei aufgrund des hohen Vernetzungsgrades vieler Menschen mit Behinderung sehr geeignet, um die Besucher zu erreichen und mittels Hashtags schnell eigene Themen zu initiieren. Instagram sei praktisch, um Ausstellungen digital zugänglich zu machen. Und es kann gezeigt werden: wir sind wirklich barrierefrei! Auf Snapchat (für Fortgeschrittene) könnten Fotos, aber auch zehnsekündige Videos für 24 Stunden hochgeladen werden. Es ist möglich mehrere dieser kurzen Videos zu verbinden und in einen Kontext zu stellen. Einige der Museen arbeiten bereits mehr oder weniger intensiv mit den genannten Kanälen und verwiesen darauf, dass der Zeitaufwand nicht unerheblich sei. Deshalb sei es besonders wichtig bei der Nutzung sozialer Netzwerke jeweils eine kritische auf die eigenen Bedürfnisse klar zugeschnittene Auswahl zu treffen. Sie selbst würde das auch nicht anders handhaben, so Frau Binias. Zum Schluss gab es einen bunten Strauß von Broschüren zu verschiedenen Sachgebieten, beispielsweise der Erstellung barrierefreier PDFs.
Text in Leichter Sprache
Fachgespräch: Wie macht man Museen interessant für Personen mit Behinderungen?
Wo hat dieser Workshop stattgefunden?
Der Workshop hat am 10. März 2016
im Deutschen Technik-Museum in Berlin stattgefunden.
Wer hat bei diesem Workshop teilgenommen?
Am Workshop haben diese Personen teilgenommen:
- Fachleute für Öffentlichkeits-Arbeit und Werbung
aus den verschiedenen Museen,
die mitmachen mit beim Projekt „Neue Perspektiven gewinnen“ - Fachleute aus diesen Museen, die Ausstellungen planen
- Mitglieder vom Allgemeinen Blinden- und
Sehbehinderten-Verein Berlin - Mitglieder vom Verein Die Visonäre e.V.
- Prüfer für Leichte Sprache aus der Prüfgruppe
des Bundes-Verbands der Lebenshilfe in Berlin
Wie ist dieser Workshop abgelaufen?
Am Anfang des Workshops haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
eine praktische Übung gemacht:
Sie haben 2 Sätze aus einer Presse-Meldung
des Deutschen Technik-Museums
in leicht verständliche Sprache übersetzt.
Dabei sind sie von einer Person mit Lernschwierigkeiten angeleitet worden,
die beim Bundes-Verband der Lebenshilfe in Berlin
als Prüfer für Leichte Sprache arbeitet.
Danach hat die Gastgeberin des Workshops,
Frau Dr. Tiziana Zugaro,
über Verbesserungen bei der Barrierefreiheit
des Deutschen Technik-Museums berichtet.
Zum Beispiel: Seit 3 Jahren wird für Hefte und
für die Internet-Seite des Museums eine Schrift-Art benutzt,
die man besonders gut lesen kann.
Außerdem gibt es jetzt in verschiedenen Abteilungen des Museums
Tast-Modelle von einigen Ausstellungs-Stücken.
Beim Workshop gab es dann verschiedene Vorträge.
Zuerst hat Frau Lilian Masuhr vom Verein Sozialhelden e.V.
einen Vortrag gehalten.
Sie arbeitet dort als Leiterin des Projekts Leid-Medien.
Auf der Internet-Seite des Projekts www.leidmedien.de
bekommen Journalisten Tipps,
wie man Menschen mit Behinderung mit Respekt behandelt.
Zum Beispiel Tipps,
welche Begriffe man in Berichten über diese Menschen verwendet.
Und was man besser nicht schreibt.
Lilian Masuhr hat in ihrem Vortrag erklärt:
Mit Worten und Bildern kann man sehr stark beeinflussen,
wie Menschen mit Behinderung von anderen Menschen gesehen werden.
Und ob ein Mensch mit Behinderung
ein Angebot selbst interessant findet.
Das ist besonders wichtig für die Öffentlichkeits-Arbeit und
Werbung der Museen.
Im Gespräch haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
des Workshops dann festgestellt,
dass es im Museum hauptsächlich 2 Arten von Sprache gibt:
- Erklärungen zu Ausstellungs-Stücken in wissenschaftlicher Sprache,
die fast nur Fachleute verstehen können - ganz stark vereinfachte Erklärungen,
bei denen aber wichtige Informationen fehlen
Als nächstes hat Frau Ursula Voßwinkel einen Vortrag gehalten.
Ursula Voßwinkel ist die Haupt-Ansprechpartnerin
des Experten-Netzwerk Konzept barrierefrei.
Sie hat darüber gesprochen,
wie Museen Werbung machen können für ihre Ausstellungs-Angebote .
Es wird in Zukunft in Deutschland immer mehr ältere Personen geben.
Viele dieser Personen werden mit Behinderungen leben und
besondere Unterstützungs-Angebote für ihren Lebens-Alltag brauchen.
Wenn die Museen diese Personen als Besucherinnen und Besucher haben möchten,
dann müssen die Museums-Gebäude und
Ausstellungs-Angebote barrierefrei sein.
Dabei sind Gesetze sehr wichtig, die Barriere-Freiheit vorschreiben.
Das sieht man zum Beispiel bei den öffentlichen Verkehrs-Mitteln
in Berlin, die bis zum Jahr 2022 barrierefrei sein müssen.
Damit die Museen passende Angebote für Personen mit Behinderungen machen können,
müssen sie die Wünsche dieser Personen gut kennen.
Dafür muss man die Personen mit Behinderung am besten befragen und
die Antworten in einer Daten-Bank sammeln.
Im letzten Vortrag des Tagessprach Ninia Binias darüber,
wie Museen das Internet mit den Sozialen Medien und
Sozialen Netzwerken zur Werbung nutzen können.
Zum Beispiel Facebook oder Instagram.
Ninia Binias ist Expertin für Soziale Medien und weiß:
Personen mit Behinderungen nutzen diesen Möglichkeiten sehr gerne
zur Information und zum Austausch.
Einige Museen nutzen schon die Sozialen Medien und
Sozialen Netzwerke für ihre Öffentlichkeits-Arbeit und Werbung.
Aber das ist sehr viel Arbeit.
Deshalb muss man genau überlegen,
welche Informationen dort stehen müssen.
Zum Beispiel, damit Personen mit Behinderungen besser
über barrierefreie Angebote im Museum
Bescheid wissen.
Zum Abschluss des Workshops haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
noch verschiedene Broschüren bekommen
zum Thema Barrierefreiheit.
Zum Beispiel zur Frage:
Was muss man beachten,
damit sich Blinde ein PDF-Text-Dokument vom Computer vorlesen lassen können.
Was war das Ergebnis dieses Workshops?
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben
beim Workshop gelernt:
Welche Möglichkeiten gibt es für die Öffentlichkeits-Arbeit und
Werbung, wenn Museen Personen mit Behinderungen
für Ausstellungs-Angebote interessieren möchten.
MP3
Audiodatei zum Text MP3 (6237 kB)
Audiodatei zum Original-Ton MP3 (10245 kB)
Original-Ton: Diskussion zwischen Referentinnen und Teilnehmenden über Aufwand, Kosten und Nutzen der Verwendung von Sozialen Netzwerken in der Öffentlichkeitsarbeit.
Transkription zur Audiodatei Original-Ton PDF (196 kB)